Der March for Science hat heute in etwa 500 Städten weltweit Wissenschaftler und alle, die sie unterstützen, auf die Straße gebracht.
Hier möchte ich einige Eindrücke aus München schildern.
Als wir pünktlich um 10:30 am Stachus ankamen, wo die Veranstaltung beginnen sollte, war noch nicht allzuviel los. Wir hatten schon die Befürchtung, dass die Aktion nicht so gut besucht sein würde. Das Nächstliegende aber hatten wir dabei außer Acht gelassen: Die akademische Viertelstunde! „Pünktlich“, also cum tempore um 10:45, war der Platz knallvoll. Am Ende sollen es dann an die 3000 Menschen gewesen sein, die sich für Wissenschaft und Vernunft auf den Weg gemacht haben. Eine schöne Zahl. Die Altersverteilung ging von (geschätzt) 8 Wochen bis (geschätzt) 88 Jahren. Sehr viele Teilnehmer hatten selbst fabrizierte Schilder und Transparente dabei.
Leider gab es auch den Versuch, die Veranstaltung für parteipolitische Werbung zu missbrauchen. So war die Piratenpartei mit einigen Fahnen vertreten, die unangenehm aus der ansonsten überparteilichen Veranstaltung herausstachen.
Das warming up übernahm die Moderatorin Jeanne Rubner vom br. Bereits vor dem Marsch wurden hier einige Reden gehalten, die aber glücklicherweise eher als kurze Statements ausfielen.
Der Marsch selbst ging dann über die Brienner- und Ludwigstraße bis zum Siegestor, wo die Abschlusskundgebung stattfand.
Auch für musikalische Untermalung der unterschiedlichstenArt war gesorgt.
Alle Reden, die hier am Zielpunkt gehalten wurden, waren trotz des rationalen Anlasses sehr emotional und nahmen auch Bezug auf aktuelle politische Entwicklungen, vor allem in Ungarn, der Türkei und den USA. In guter Erinnerung sind mir insbesondere der 2. Bürgermeister Münchens, Josef Schmid, und der Präsident der Max-Planck-Gesellschaft, Prof. Martin Stratmann.

Josef Schmid

Prof. Martin Stratmann
Bei aller Fröhlichkeit, die während der gesamten Veranstaltung herrschte, war doch ein ernster und besorgter Unterton unüberhörbar.
Vor allem zwei Themen sind mir im Gedächtnis geblieben: Die Gefährdung der Freiheit der Forschung durch politische Einflüsse und der Spalt, der sich zwischen Akademikern und Nicht-Akademikern auftut. Gemeint ist bei letzterem vor allem die Gefahr, dass sich Forschung allzu abgehoben und für Nicht-Akademiker unverständlich im viel zitierten Elfenbeinturm abspielt und dadurch die Bedeutung der Wissenschaft nicht kommuniziert wird. Hier sind alle aufgerufen, durch verständliche Darstellungen wissenschaftlicher Inhalte die Lücke zu den Nicht-Wissenschaftlern zu schließen.
Ich glaube, dass wir hier auf DEIKS viel zu diesem Thema beitragen können, indem wir darauf Wert legen, keine verstiegenen Insider-Artikel zu schreiben, sondern aktuelle Themen für jedermann verständlich darstellen.
Am Ende war es eine rundum gelungene Veranstaltung mit einer wunderbaren Mischung aus Freude, Spaß, Unterhaltung und dem zum Thema passenden Ernst.
Peter Teuschel
Bei uns in Heidelberg war es ganz ähnlich – und weitaus mehr Teilnehmer als erwartet. Hoffen wir, dass es nicht bloß bei einem tollen Tag bleibt, sondern dass „alternative Fakten“ tatsächlich nach und nach auf ihren Platz verwiesen werden können.
In Frankfurt waren es 2000 – 2500 Teilnehmer, und wir waren pünktlich!! 13 Uhr ist vielleicht leichter zu schaffen für übernächtigte Laborratten *smile
Der Marsch von der Bockenheimer Warte (Univiertel) zum Römer (Platz vor dem Rathaus) war sogar eine knappe Stunde kürzer als geplant, da mussten sie Musik spielen, bis der Logistik-Laster und die Redner alle da waren. Der OB Feldmann hatte im Opener ein kleines bisschen Parteipolitik gemacht, und die „Partei der Humanisten“ war mit Fahne vertreten, sonst habe ich keine Übernahmeversuche bemerken können.
Im übrigen gute Redebeiträge, am emotionalsten dabei die coole Kernphysikerin Concettina Sfienti von der Uni Mainz. Die ganze Organisation war klasse, auch hier nochmal danke ans Team von #sciencemarchffm
Und nicht vergessen: Zwei Dutzend Städte in Deutschland, 500+ weltweit. Wer schafft das schon… Jetzt heißt es dranbleiben. Menschen zum Mittun motivieren, dem Irrsinn aktiver entgegenzutreten. Und spätestens in einem Jahr wieder auf die Straße.
Es waere gut, wenn Wissenschafter Nicht-Akademikern zeigen wuerden, was sie unter Wissenschaft verstehen. Schon die Aussagenlogik laesst sich einfach darstellen. Ein Problem besteht allerdings: gerade diejenigen, die die Freiheit der Wissenschaft abschaffen wollen, wollen ihre Ziele mit Gewalt, nicht mit Argumenten durchsetzen. Will sagen: wir brauchen viel, viel mehr Friedensforschung.