Die Diskussion schlägt hohe Wellen, die Gemüter entzünden sich an der Initiative der Verbraucherschutzpolitikerin Mechthild Heil (CDU), Homöopathika aus der Apothekenpflicht herauszunehmen. An Frau Heil erst einmal einen großen Dank für den Mut, endlich einmal an einem Zacken der Krone der Pseudomedizin zu rütteln! Auf Twitter hat das Echo der kritischen Gemeinde dazu gar den Hashtag #Globokalypse hervorgebracht.
Wen wundert es, wenn Apothekenlobbyisten und Pharmaindustrie zusammen mit den Pharmaverbänden unisono dagegen tönen (mit gelegentlichen Backgroundsounds aus der Politik)? Ich brauche sicher nicht besonders zu erwähnen, was der Hintergrund dessen ist. Es sei nur beiläufig und ganz ohne Zusammenhang erwähnt, dass mit homöopathischen Mitteln der Apothekensektor im Jahr 2016 über 600 Mio. Euro umgesetzt wurden, davon auf der Grundlage von Verordnungen nur wenig mehr als 100 Mio. Euro. Immerhin wird schlaglichtartig deutlich, wie lächerlich, ja grotesk es ist, den Kritikern der Homöopathie zu unterstellen, sie würden von der Pharmaindustrie bezahlt…
Wo bleibt übrigens die Stimme der klassischen Homöopathen und ihres Verbandes, die an der reinen Hahnemannschen Lehre immerhin festhalten und von daher strikt gegen jede Selbstbehandlung mit Homöopathika und damit auch gegen den 500-Millionen-Euro-Umsatz „over the counter“ sein müssten? Aber das nur nebenbei.
Für den Autor dieser Zeilen ist natürlich völlig klar, dass Zucker nichts im Apothekenregal zu suchen hat. Wenn auf irgendwas das Bonmot von den „Apothekenpreisen“ zutrifft, dann auf den Verkauf von Homöopathika in den Offizin. Auf jeden Fall wäre eine Auszeichnungspflicht in deutscher Sprache und die Aufhebung des Apothekenvorbehaltes es ein Schritt in die richtige Richtung, nämlich dahin, der Homöopathie ihre gesetzlichen Privilegien zu nehmen, zu denen neben der Einstufung als besondere Therapierichtung, der Befreiung vom Wirksamkeitsnachweis und der Möglichkeit der Kassenerstattung auch die Apothekenpflicht gehört.
Versuchen wir, ein wenig Ordnung in die etwas konfus gewordene Debatte zu bringen.
Gute, sehr gute Gründe sprechen dafür, die homöopathischen Mittel nicht mehr der Apothekenpflicht zu unterwerfen. Zu allererst der, dass der Homöopathie damit ein staatlicherseits völlig unverdient gewährter Vertrauensbonus gewährt wird. Was ist denn die erste Reaktion des Verbrauchers, wenn er Homöopathika in Betracht zieht? Dafür muss ich in die Apotheke – also muss das doch in Ordnung sein. Komme mir keiner mit dem mündigen Patienten. Denn der mündige Patient hätte schon längst die Homöopathie als spezifisch komplett unwirksame und unsinnige Scheintherapie ad acta gelegt.
Ein formaler Grund für die Apothekenpflicht liegt in den lateinischen Bezeichnungen der Mittel. Letztlich leitet man daraus ab, dass nur der Apotheker hierzu kompetent „beraten“ kann. Aber auch die hochtrabenden lateinischen Bezeichnungen für die Mittel (ich erspare uns hier Beispiele der grotesken Art) sind nichts anderes als eine Tarnkappe, eine respektheischende Mimikry, die den Konsumenten beeindrucken soll. Im Grunde achtzehntes Jahrhundert (passt ja).
Womit wir zwanglos schon bei den Argumenten der Befürworter einer weiteren Apothekenpflicht angekommen sind. Die sind -Entschuldigung- im Grunde so dünn wie eine C 200-Potenz.
Am lautesten erschallt der Ruf nach der unumgänglichen, unbedingt erforderlichen Beratung in der Apotheke. Nun weiß ich da nicht, ob ich lachen oder weinen soll. Genauso könnte die Apotheke über heiße Luft beraten. Aber: Es ist hinreichend bekannt, und der Autor dieser Zeilen hat reichlich entsprechende Erfahrungen gemacht, dass die Apotheke nicht nur zu Homöopathika berät, sondern rät. Oft genug wird dem Kunden statt eines ordentlichen Arzneimittels „over the counter“ ungefragt ein Homöopathikum auf die Theke gestellt. Es soll sogar Fälle gegeben haben (die ein Skandal ersten Ranges wären, aber mir wurde so etwas auch schon berichtet), dass beim Vorweisen eines Rezeptes in der Apotheke versucht wurde, dem Kunden statt dessen ein homöopathisches Mittel aufzuschwatzen.
Nun muss man einen Unterschied machen zwischen Apotheken mit derartigen Fehlleistungen und denen, die sich zur Homöopathie zurückhalten und kein offensives OTC-Marketing betreiben. In Anbetracht der Auswirkungen auf den Umsatz ist eine solche Zurückhaltung allerdings ein Konkurrenzproblem, das ist ganz klar. Auch das bedarf im Grunde einer Lösung.
Geradezu erheiternd finde ich den Einwand, für manche Ursubstanzen gebe es aber gar keine deutschen Bezeichnungen. Bei bestimmten Pflanzen beispielsweise, aber auch bei Bakterien (!). Was für ein durchschlagendes Argument! Dann schreibt man eben „Pflanzenauszug C200 aus xx, Wirkung unbekannt“ oder „Bakterium yy C200, löst Krankheit zz im unverdünnten Zustand aus“. Finde ich gut.
Diesen Abschnitt können wir schon mal mit der Zwischenfrage schließen, wozu eine Apotheke bei unwirksamen Arzneimitteln denn wohl beraten soll?
Fragen wir uns umgekehrt einmal, was denn die Verbannung der Mittel aus den Apotheken in der Praxis bedeuten würde. Vermutlich würde diese nicht ernsthaft den Süßigkeitenabteilungen der Supermärkte, sondern den Drogerien und Drogerieketten einen ordentlichen Umsatzzuwachs bescheren. Die würden sich ohne Zweifel sofort als seriöse und fachlich aufgestellte Anbieter etablieren und alle Möglichkeiten der Werbung nutzen, die den Apotheken verwehrt waren. Wenn mich jemand fragt – auch nicht gerade eine besonders erquickliche Vorstellung. Aber zweifellos würde die Debatte doch nennenswert viele Menschen dazu bringen, ihre bisherige Einstellung zur Homöopathie zu hinterfragen, sicher ein großer Wert an sich, der die Inkaufnahme der einen oder anderen Unzulänglichkeit auf jeden Fall rechtfertigen würde. Aber vielleicht geht es noch besser…
Vorlaut, wie der Autor nun einmal so ist, hat er einen -völlig ernst gemeinten- alternativen Vorschlag parat. Der würde alle beabsichtigten Effekte ebenfalls erfüllen, sogar darüber hinaus gehen, und den einen oder anderen Nachteil vermeiden. Vor allem der Verbraucherschutzeffekt, um den es hier ja geht (der Verkauf unwirksamer Mittel ist mindestens genauso ein Verbraucherschutzproblem wie ein medizinisches) würde noch viel gravierender greifen.
Warum folgt man nicht der konsequenten Richtung, die die Russische Akademie der Wissenschaften in ihrem Memorandum „Homöopathie ist Pseudowissenschaft“ für den Umgang der Apotheken mit den Homöopathika vorgeschlagen hat (und die vom Gesundheitsministerium dort wohl auch umgesetzt werden wird)? Dabei handelt es sich um einige schlichte Punkte:
- Geprüfte pharmazeutische Arzneimittel und Homöopathika dürfen nicht als gleichberechtigt dargestellt, beworben und vertrieben werden (das bedingt eine klare Auszeichnungspflicht im Sinne der amerikanischen Verbraucherschutzbehörde FTC).
- Homöopathika dürfen nur in separaten Schränken / Behältnissen in der Apotheke aufbewahrt werden und nicht vom Kundenbereich aus frei sichtbar ausgestellt werden.
- Eine aktive Beratung zu Homöopathika ist den Apotheken untersagt.
- Verlangt der Kunde nach Homöopathika, dürfen sie nur unter dem ausdrücklichen Hinweis darauf abgegeben werden, dass es keinen wissenschaftlichen Wirkungsnachweis für das Mittel gibt.
Ihren Verbraucherschutzauftrag der Beratung in gesundheitlichen Fragen könnten Apotheken auf diese Art und Weise effektiv wahrnehmen, die Verbraucherinformation wäre besser und nachhaltiger als bei einem Verkauf von Homöopathika durch Drogerieketten (und Süßwarengeschäfte) und die gegenseitige Konkurrenzsituation der Apotheken würde bliebe unbeeinflusst – ein Marketing pro Homöopathie wäre dann niemand mehr möglich.
Nur so als Idee. Ganz nebenbei müsste das doch den gerade so aktiven Befürwortern der Apothekenpflicht stark entgegenkommen, da sollte dann doch breiter Konsens zu erzielen sein…
Und wäre das nicht sogar eine Chance, die -etwas unausgegorenen- Gedanken der gesundheitspolitischen Sprecherin der LINKEN aufzunehmen, die eine „Esoterikblase außerhalb der Apotheken“ durch eine Beibehaltung der Apothekenpflicht „verhindern“ will? Denn mit diesem Vorschlag würde sogar die Esoterikblase innerhalb der Apotheken verhindert…
Ceterum censeo: Homöopathie als spezifische Arzneimitteltherapie hat keinerlei Wirksamkeit.
Bildnachweis: gemeinfrei
Endlich dreht sich der Wind.
Sie können sich sicher nicht vorstellen, wie froh ich als Apothekerin bin, wenn dieser Pseudowissenschaft nun endlich die Maske heruntergerissen wird.
Es ist für mich unerträglich, diesen Dreck zu verkaufen. Bei uns lagert eine kleine Auswahl versteckt in einer Schublade und keiner empfiehlt aktiv. Wer mich nach meiner Meinung fragt, dem rate ich ab.
Leider haben wir sowohl eine Ärztin, alsauch eine Heilpraktikerin im Hause, die häufig diesen Mist verordnen. Da heisst es dann, gute Miene zu bösem Spiel machen. Denn wir dürfen nicht in die Therapiehoheit eingereifen.
Als besonders intensive Anhänger der Kügelchen habe ich übrigens die Hebammen ausgemacht. Alle jungen Eltern kaufen Globuli schon während der Schwangerschaft und auch später für’s Kind. Da sollte man auch mal ansetzen und schon in der Ausbildung aufklären. Klar schadet bisschen Hokuspokus (und Wirkung über die Zuwendung) nicht.
Aber mein Erleben ist, dass gerade die jungen, intelligenten, gut ausgebildeten Eltern sich dann mit Verve in die Homöopathie stürzen, so dass die Sache dann besiegelt ist.
Meine Erfahrung!
Danke für diese Stellungnahme! Ich muss auch einmal eine Lanze für viele Apotheken brechen, die trotz möglicher wirtschaftlicher Nachteile auf aktive Homöopathie-Propaganda verzichten. Auch solche sind mir bekannt meine eigene Stammapotheke gehört dazu. Erschreckend ist allerdings auf breiter Front die Unwissenheit beim pharmazeutischen Personal. Seit Claudia Courts‘ (früher Graneis) Berichten über die Homöopathie im Pharmaziestudium wundert mich allerdings auch dabei gar nichts mehr. (Siehe http://scienceblogs.de/bloodnacid/2012/10/08/gastbeitrag-homoopathie-in-der-pharmazie-eine-bestandsaufnahme-teil-1/) Der Korrekturbedarf ist gigantisch – eine Folge des lassez faire der Gesundheitspolitik, vom Bundesgesundheitsminister auch „Pluralität der Akteure des Gesundheitswesens“ genannt.
Zu der Hebammenproblematik ein etwas älterer Beitrag http://scienceblogs.de/bloodnacid/2013/03/15/gastbeitrag-heise-luft-fur-hebammen-das-training-im-esoterischen-denken-beginnt-schon-vor-der-geburt/
und gut situierte Mütter betrifft es vor allem deshalb, weil das eine Art Statussymbol ist sich Homöopathie zu leisten
Die Federal Trade Commission der USA (nicht die FDA!) schreibt vor:
„“There is no scientific evidence that the product works.”
“The product’s claims are based only on theories of homeopathy from the 1700s that are not accepted by most modern medical experts.”“
Dazu darf ich noch ergänzen, dass die ursprünglichen Vorstellungen noch weiter gingen. Der Vorschlag der FDA (Food and Drug Administration) an die FDC war, dass als „Inhalt“ Milchzucker (oder was auch immer als Globulimasse verwendet wird) deklariert werden sollte, die homöopatischen „Substanzen“ sollten nur unter der Überschrift „Bei der Herstellung verwendet:“ erscheinen. So weit ist die FDC dann nicht gegangen. Aber was nicht ist, kann ja noch werden.
Lustig finde ich ja die Sache mit den deutschen Bezeichnungen. Wenn man mal die „Zutaten Liste“ von ganz normalen Shampoos z.B. an guckt. „Aqua“ kenn ich ja noch aber den Rest? Warum geht das bei shampoo und co. Aber nicht bei Homöopathika?
Das ist relativ einfach zu beantworten: Shampoos werden nicht als Heilmittel verkauft und beinhalten wohl kaum das Gefahrenpotenzial, dass ihretwegen z.B. eine Lungenentzündung nicht oder zu spät behandelt wird. Des weiteren können sie sich mit Shampoos durchaus die Haare waschen, sie erfüllen also in aller Regel das, wofür sie angepriesen und verkauft werden. Das ist bei Homöopathika nicht so. Sie sind als Arzneimittel unwirksam. Ich denke, das macht schon einen erheblichen Unterschied… Außerdem sollten Sie auch in Rechnung stellen, dass Produkte wie die von Ihnen genannten Shampoos auch einiges an vorgeschriebenen Verträglichkeitstests über sich ergehen lassen müssen, bevor sie auf den Markt kommen. Da sorgt schon der EU-Verordnungsgeber für. Die Homöopathika brauchen keinerlei Wirkungsnachweis zu erbringen, eine Qualitätskontrolle durchlaufen sie insofern, als dass bei ihnen qualitativ gesichert wird, dass es sich um ordentlichen Zucker ohne giftige Zusätze (resp. zu viel „Wirkstoff“) handelt und die Globuli auch schön gleichmäßig rund sind.
Ein wenig bissig, aber Sie werden es mir verzeihen: Wenn in einem Shampoo nur Aqua drin und es damit fürs Haarewaschen einigermaßen ungeeignet wäre, würde ich mir auch Aufklärung in der Drogerie darüber wünschen.
Danke für Ihren Kommentar!
Ihr seit noch nicht reif für die Homöopathie. Die erfordert nämlich bewusstheit und Eigeninitiative.Man ist nicht nur kranker Tablettenschluckender Mensch sondern setzt sich mit entsprechenden Problemen die zu dieser Erkrankung geführt haben auseinander.Ich habe in 20 Jahren Selbstverständnis die Krankenkasse verschont weil ich mir selbst zu helfen wusste.Das lasse ich mir auch nicht nehmen.
Ich bin es leid dass immer irgendwelche klugdaherredenden Leute mir vorschreiben wollen welchen Heilungsprozess ich gehen soll. Daß entscheide immer noch Ich selbst.
Danke auch für diese kritische Zuschrift. Mir ist aber wichtig, Sie auf einen ganz grundlegenden Irrtum hinzuweisen, dem Sie erliegen: Niemand, absolut niemand will ihnen vorschreiben, Homöopathie zu nutzen oder nicht. An keiner Stelle haben die Kritiker der Methode jemals ein „Verbot“ gefordert. Das Anliegen der Kritiker ist Aufklärung, denn sie wissen sehr gut, welche Verwüstungen 200 Jahre Homöopathiepropaganda auf dem Feld des klaren und kritischen Denkens hinterlassen haben. Nur vor diesem Hintergrund ist auch der obenstehende Artikel zu verstehen. Es wäre vielleicht schon sehr viel für die Versachlichung der Debatte gewonnen, wenn die Befürworter der Homöopathie nicht immer fälschlich davon ausgehen würden, die kritische Fraktion wolle etwas „vorschreiben“ oder „verbieten“. Es geht einfach darum, dass unwirksame Methoden keinen Platz im öffentlichen Gesundheitswesen haben dürfen – oder eben in dem von mir beschriebenen Sinne. Die Homöopathie-Hersteller und die homöopathischen Therapeuten sind es, die Ihnen etwas „vorschreiben“ – und sei es durch ihre Werbung.
Und noch ein immer wiederkehrendes Fehlurteil, das mir in Ihrem Kommentar auffällt: Wieso kommen Sie darauf, dass die Alternative zur Homöopathie ein „Mehr an Tabletten“ sein soll/muss? Das ist völliger Unsinn. Allein schon deshalb, weil alles, was mit Homöopathie „geheilt“ wird, auch von alleine wieder verschwunden wäre. Aber um auf den Kern der Sache zurückzukommen: Niemand aus der kritischen Szene will Homöopathika durch pharmazeutische Mittel „ersetzen“. Die Kritik an der Homöopathie ist ein Teil dessen, dass sich die Skeptiker für eine insgesamt „bessere Medizin“ einsetzen, die keineswegs ein Mehr an Medikation beinhalten soll – im Gegenteil.
Trotzdem -oder deshalb- möchte ich bei Ihnen dafür werben, sich einmal näher mit den Kritikpunkten an der Homöopathie auseinanderzusetzen. Da sie ja dieses Blog lesen, gehe ich davon aus, dass sie dafür durchaus offen sind. Wenn Sie sich einen fundierten Überblick über die wichtigsten Kritikpunkte verschaffen wollen, ohne allzuviel Lesezeit aufwenden zu müssen empfehle ich Ihnen: https://www.netzwerk-homoeopathie.eu/faq
Das Argument der Apothekenpflichtbewürforter ist ja nicht, dass die Apotheker – sinngemäß – bei der Auswahl der Kügelchen beraten, sondern im Gegenteil davon ab- und zu einer richtigen Diagnose/Therapie raten wollen, wenn sie den Verdacht haben, dass da ein tatsächlich kranker Mensch vor ihnen steht. Dazu müssen die Leute aber erstmal in die Apotheke kommen.
Klingt logisch und wäre es auch, wenn diese Beratung im Apothekenalltag tatsächlich stattfände, was sie aber oft nicht tut. Hatte da vor ein paar Jahren nicht auch die Stftung Warentest mal eine Untersuchung dazu veröffentlicht?
Außerdem gibt es ja noch die Versandapotheken.
Ich würde es wie der Autor machen: Homöopathische, Schüssler’sche, Bach’sche und sonstige Zubereitungen in einen abgetrennten Bereich der Apotheke verlegen. So wie man das früher in den Videotheken hatte, wer sich erinnert, Ihr wisst schon.
Denn eine Abschaffung der Apothekenpflicht bedeutet ja nicht zwangsläufig, dass die Hersteller dann andere Vertriebskanäle suchen oder erlauben würden, im Gegenteil. Wobei, vielleicht kämen ja ein paar Billiganbieter auf den Markt, die Marge gibt da ja einiges her. Und Werbung darf man für das Zeug doch machen, oder?
Wichtiger wären mir korrekte Etikettierungsvorschriften. Ich zitiere mich mal selbst (https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2017/07/24/cdu-csu-wollen-homoeopathie-aus-der-apothekenpflicht-entlassen): Da soll nicht draufstehen: „Excrementum Canis“, sondern „Hergestellt unter Verwendung von Hundescheiße, aber keine Sorge: Ist keine mehr drin, und auch die Krankheitserreger in Hundescheiße sind hoffentlich alle weg.“
Und nicht „Plutonium C30“, sondern „Hergestellt unter Verwendung von Dreck, den wir am Zaun vom nächsten Kernkraftwerk aufgelesen haben. Plutonium ist nämlich schon in winzigsten Dosen tödlich und der Besitz ist strafbar. Aber keine Sorge: War nie drin, ist nicht drin.“
„Apis Mellifera“? Gerne: „Wir fangen Bienen, töten sie, trocknen und pulverisieren sie, und dann verdünnen wir das Pulver so lange, bis im Endprodukt nichts mehr davon vorhanden ist. Mit anderen Worten: Wir töten einfach gern Bienen, für nichts und wieder nichts.“
Es gibt angeblich über 6000 homöopathische Präparate in Deutschland, da gehen mir die Beispiele nicht so schnell aus. Homöopathika sind das einzige zum menschlichen Verzehr vorgesehene Industrieprodukt, bei dem keine verständliche Inhaltsangabe vorgeschrieben ist.
Zustimmung. Was nun die Befürworter der Apothekenpflicht angeht, so hatte ich in jüngster Zeit einige Gespräche, die höchst unterschiedliche Standpunkte und Interessenlagen erkennen ließen. Es waren auch einige darunter, die ernsthaft der Ansicht waren, es ginge um die sachgerechte Auswahl und Anwendung der Homöopathika bei der Apothekenberatung. Hier kollidiert so viel miteinander, dass man sicher das schöne Wort von der „Gemengelage“ bemühen darf.
Aus der kritischen Sicht dürfte wohl Einigkeit darüber bestehen, dass die Debatte um die Einführung der Kennzeichnungspflicht und die Aufhebung des Apothekenmonopols nur ein kleiner Schritt ist, wie ich ja auch im Artikel ausgeführt habe. Ja, was die Kennzeichnungspflicht betrifft, so hatte ich schon in einer Antwort auf einen anderen Kommentar erwähnt, was die FDA der FTC erst vorgeschlagen hatte: Die Trägersubstanz sollte als „Inhalt“ deklariert werden, der Rest als „bei der Herstellung verwendet“. Nicht schlecht.
Selbstverständlich werden wir nie eine Zeit ohne Pseudomedizin und ihre Propagandisten erleben. Man könnte nun sagen, ja dann lasst es doch so wie es ist. Der Haken aber besteht darin, dass die Homöopathie durch 200 Jahre beackern des Feldes, in jüngerer Zeit erfolgreich forciert durch die Bemühungen des Ehepaares Carstens und ihrer Exegeten, mit enorm positivem Image im Bewusstsein breiter Kreise verankert ist. Nicht umsonst dient die Homöopathie vielfach Heilpraktikern geradezu als „seriöses“ Aushängeschild, das anderen zweifelhaften Dingen auch noch Glanz verleihen soll. Insofern liegt das Problem darin, der Homöopathie (auch in ihrer Rolle als „Vorreiterin“ der Pseudomedizin) ihr positives Image zu nehmen, ihre soziale Akzeptanz in Frage zu stellen. Und da ist das schon völlig ok mit der Kennzeichnungspflicht – und vielleicht auch mit der Aufhebung der Apothekenpflicht. Aber wie gesagt – mein vorschlag im Artikel ist durchaus ernst gemeint, Sie greifen ihn ja auch netterweise auf.
Und jetzt juckt es mich schon wieder in den Fingern: Wenn man Bachblüten und Schüsslersalze auch noch gleich mit ins Kämmerchen verfrachtet, müsste man den Kunden auch sagen, dass sie sich aber bitte für eine Methode entscheiden sollen. Sie schließen sich ja gegenseitig alle schon deshalb aus, weil jede für sich in Anspruch nimmt, die universelle Heilweise schlechthin zu sein.
Danke für Ihr Statement!