Homöopathiefreie Apotheke – eine kleine Apologie

Endlich Platz für richtige Medizin! (Foto: Iris Hundertmark / Bahnhof-Apotheke Weilheim)

Apothekerin Iris Hundertmark aus dem schönen Weilheim hat sich entschlossen, ihre Apotheke künftig homöopathiefrei zu betreiben – und steht öffentlich dazu. Was geschieht?

Nun, die Reaktionen sind gemischt. Uns soll aber nur ein Ende des Spektrums – das offenbar größere – interessieren. Denn dort findet sich Bezeichnendes zu der Frage, was zum Kuckuck die Leute – einschließlich studierter Pharmazeuten und Mediziner – derart inbrünstig die Homöopathie verteidigen lässt.

Es gehen Anschuldigungen und Anwürfe auf Frau Hundertmark herab, die jede Grenze persönlichen Respekts vermissen lassen. Von schlechten Wünschen für ihre Gesundheit und Zukunft bis zum Vorwurf, sie mache sich der „Ehrverletzung“ von Homöopathen schuldig.

Und ist das nicht erstaunlich? Müsste sich die homöopathievertreibende Konkurrenz im oberbayerischen Umland sich nicht vielmehr still die Hände reiben ob des freiwilligen Verzichts der Kollegin auf Umsatz – zu ihren Gunsten? Aber nein.

Wer darin nicht den tiefsitzenden Zweifel erkennt, der offenbar eben doch an den Homöopathen und ihren Anhängern nagt (Ausnahmen möglich), der ist ein schlechter Menschenkenner. Liebe Frau Hundertmark, all das haben die Pseudomedizinkritiker seit jeher in der einen oder anderen Form erlebt.

Und deshalb, wer es noch nicht so richtig aufgefasst hat, was es bedeutet, wenn seitens der Kritiker immer vom „gesetzlichen Schutzschirm“ für die Homöopathie die Rede ist, mit dem es ein Ende haben müsse: Ich formuliere es mal ganz anders:

Das Arzneimittelgesetz der Bundesrepublik Deutschland stellt einen Sachverhalt straffrei, der ansonsten durchaus den Straftatbestand des Betruges verwirklichen könnte: Den Verkauf von Präparaten, die nie einen spezifischen Wirkungsnachweis erbringen konnten, an vertrauensvolle Patienten. Ja, könnte: Nämlich dann, wenn dem Apotheker bewusst ist, dass er unwirksame Mittel verkauft. Es kommt beim (strafrechtlichen) Betrugsvorsatz nun mal nicht darauf an, ob der Apotheker das wissen müsste (und das müsste jeder Apotheker wissen). Frau Hundertmark weiß es – und macht damit nur einem zwar rechtlich, aber kaum moralisch gedeckten Zustand für sich persönlich ein Ende. Eine Konsequenz, die jedem redlich denkenden Menschen einleuchtet.

Dafür keine Häme, keine Vorwürfe, keine Kritik, sondern große Anerkennung! Und die Aufforderung an alle drauflosschreibenden Kritiker von Frau Hundertmark, mal ein wenig in sich zu gehen.
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Der wohl hervorstechendste und auch erschreckendste Aspekt der deutschen Realitätsflucht liegt in der Haltung, mit Tatsachen so umzugehen, als handele es sich um bloße Meinungen.
Hannah Arendt

5 Responses
  1. Das ist der Punkt , der mich sehr wundert. Hier beschließt jemand, mit seinem Geschäft im Rahmen seiner Gestaltungsfreiheit das Elementare zu tun, was man als Geschäftsführer kann – das Produktportfolio so gestalten wie er/sie das aus welchen Gründen auch immer für richtig hält. Ob mehr Umsatz oder größerer Seelenfrieden das Geschäftsziel ist, ist alleine Sache des Chefs.

    Daher: Was geht das die anderen Leute, die sich jetzt das Maul zerreißen, eigentlich an, wie diese Frau Ihre Apotheke führt?

    • Udo Endruscheit Antworten

      Völlig richtig. Und das bestätigt die These, dass im tiefsten Innern dieser beinahe um sich schlagenden Leute etwas durch Frau Hundertmark und ihren Entschluss berührt wurde, was nicht berührt werden wollte.

  2. Mich erstaunt die Reaktion ihrer Kollegen und die der Homöopathen gar nicht. Frau Hundertmark geht schließlich gegen eine Religion vor und da sind die „Sanften“ recht empfindlich.

    Zudem möchte man sich das gute Zusatzgeschäft nicht entgehen lassen. Abtrünnige, die mit Fakten und logischen Argumenten kommen, werden hart bestraft. Das musste schon Natalie Grams erkennen und das wird jeder erleben müssen, der sich dieser mächtigen Lobby in den Weg stellt.

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